Ein Dorf aus Plastik. Klingt nach Horror? Nicht für Project Wings! Denn diese Umweltschutzorganisation baut aus gesammelten Plastikflaschen in Indonesien Häuser. Das gesammelte Plastik wird zu EcoBricks verarbeitet und diese dienen, mit Lehm verputzt, als Wände ganzer Unterkünfte. Dabei bekommen die Menschen nicht nur ein sicheres Dach über den Kopf, sondern verdienen sich so auch warmes Essen oder Einkommen. Zusätzlich wird die Natur von Plastikmüll befreit. COKO ist stolzer Unterstützer dieser Initiative.
Guten Morgen Leonie Deimann, danke, dass du dir Zeit für unser Interview genommen hast. Wir freuen uns, dass wir euch unterstützen können. Doch fangen wir einmal ganz am Anfang an.
Wir sind Project Wings - die etwas andere Umweltschutzorganisation. Wir wollen Umweltschutz gesellschaftsfähig machen und Lösungen finden, wo Andere nach Ausreden suchen. Dafür bauen wir das größte Recyclingdorf der Welt auf Sumatra (Indonesien) und verbinden in einem einzigartigen Projektkonzept humanitäre Hilfe mit Natur- und Umweltschutz.
Zusammengerechnet sind Marc, Basti, Leonie und Erich 12 Jahre lang durch ganz Deutschland gereist und haben Unterstützer*innen für verschiedene NGO’s gefunden.
In über 500.000 Gesprächen konnten wir erfahren, was die Menschen sich von einer Organisation wünschen und was für sie absolute Ausschlusskriterien sind.
Mit diesem wertvollen Wissen wollten wir die Welt der NGO’s wesentlich verändern und zeigen: FIND A WAY, NOT AN EXCUSE.
Basti reiste 2018 nach Indien, um selbst einen Eindruck von verschiedenen Projekten zu gewinnen. Durch einen Kontakt wurde er auf Masno, den heutigen Leiter der Green Class, aufmerksam und machte sich auf den Weg nach Bukit Lawang (übersetzt „Tor zum Regenwald“).
Dass Indonesien von Plastik überflutet wird und zeitgleich die artenreichen Regenwälder in monokulturelle Palmölplantagen verwandelt werden, ist keine Neuheit mehr.
Vor Ort kam Basti aus diesem Grund die Idee eines Ecobrick-Pfandsystems. Dabei ist der Ecobrick keine „Neuerfindung“, sondern viel eher eine weltweit verbreitete Lösungsmethode, um Müll zu komprimieren und als Baumaterial zu nutzen.
Die Idee eines Ecobrick-Pfandystems ist jedoch eine Innovation im Ecobricking.
Als Gründer*innen, die zwischen 1990 und 1998 geboren sind, ist das Thema „Umweltschutz“ für uns ein Generationsthema.
Nun liegt es in unserer Hand, das Thema „Umweltschutz“ auch gesellschaftsfähig zu machen.
Dafür haben wir „Project Wings“ nach den - von uns gesammelten - 33 größten Spendeproblemen aufgebaut. Alle Kriterien, warum die über 500.000 Menschen eine Organisation nicht unterstützen oder eben auch unbedingt unterstützen wollen, wurden im Grundkonzept von Project Wings beachtet und werden so von Beginn an ausgehebelt.
Die größte Schwierigkeit ist das Beibehalten von sicheren Strukturen, während das Projekt stetig wächst und immer mehr Kampagnen unter Project Wings entstehen. Dafür sind wöchentliche Meetings und klare Absprachen unter uns Gründer*innen existenziell. Dazu gehört eine einheitliche, klare Kommunikation zu den ausführenden Indonesier*innen und die Priorisierung mancher Kampagnen.
Natürlich ist auch der von mir verteufelte Begriff Erhaltung der „Work-Life-Balance“ eine Herausforderung. Doch ich bin davon überzeugt, dass wenn man seiner Berufung nachgeht, auch diese „Arbeit“ ausreichend Erfüllung bringt. Ich hätte nur gern Tage, die 40h andauern 😉.
Dadurch, dass nicht WIR, sondern die Indonesier*innen selbst das Projekt ausführen, wurde das Projektkonzept mit offenen Armen empfangen. Die Locals sind sich dem Müllproblem bewusst, da sie bis dato selbst für die „Entsorgung“ oder besser gesagt das „Verschwinden“ ihres Müll verantwortlich waren. Auch das Verschwinden einiger Tier- und Pflanzenarten sowie die rapide Ausbreitung der Palmölplantagen wurde insbesondere von den Älteren mit Besorgnis beobachtet.
Der Plastikmüll wird von den Indonesier*innen aus dem eigenen Haushalt, den Flüssen und Wäldern eingesammelt, gereinigt und getrocknet, bevor er in den Ecobricks landet.
Indonesien ist der weltweit zweitgrößte Plastikhersteller. Insbesondere in den ärmeren Regionen, wie unserer Projektregion, werden alltägliche Reinigungs-, Lebensmittel und mehr in kleinen Sachets verkauft. Die Menschen verdienen häufig von Tag zu Tag ihr Geld und leisten sich meist nur kleine Mengen einer Sache, sodass der Verpackungsverbrauch dadurch drastisch steigt ist. Wenn man mit Abfüllstationen / Unverpacktläden dagegen steuert, alternative Verpackungen nutzt und Müllsysteme (Müllabfuhren und Trashbanks) überall etabliert, würde diese „nie endende Quelle an Plastikmüll“ eines Tages versiegen. Natürlich liegen noch Unmengen an Plastikmüll aus Indonesien sowie „der ganzen Welt“ auf den vielen Inseln Indonesiens, doch auch die könnten eines Tages gesammelt, recycelt oder anderweitig verwertet werden.
Unsere Häuser wurden so konzipiert, dass sie mind. 1m über dem Boden „schweben“ und im Boden verankert sind. Damit sind sie bereits sicherer, als der dort übliche Standard. Unsere Wände sind mit Lehm und Ecobricks gefüllt, wobei die Gerüste aus Bambus die tragenden Elemente darstellen. Wir können also problemlos - eines Tages, wenn die Inhalte der Ecobricks recyclebar sind - die Wände abtragen und den Lehm simpel von den Ecobricks entfernen.
Zugegebenermaßen könnte bei einer Flut, wie wir sie in unserer Region in Deutschland zuletzt erfahren haben, gewiss auch unsere Ecobrick-Wände wegreißen. Im Strom wurde sich der Lehm zu Matsch auflösen und die Ecobricks würden im Wasser schwimmen. Hand aufs Herz: Lieber frei schwimmende Ecobricks, in denen ein halber Kilo gesammelter Plastikmüll steckt, als ein halber Kilo frei herumschwirrender Plastikmüll, der aus zahlreichen Verpackungen und Tütchen besteht und erst noch eingesammelt werden muss. In den Ecobricks wird er auch i.d.R. länger brauchen, um in mikrokleine Stückchen zu verfallen.
Wir werden weiterhin Ecobricks als Baumaterial nutzen, um mehr öffentliche Gebäude in der Region aufzubauen. Somit wird auch das Ecobrick-Pfandsystem bestehen bleiben, da es vorerst „genügend“ Müll geben wird, der dafür genutzt werden kann.
Bei der Verbrennung von Plastikmüll werden giftige CO2 Gase freigesetzt. Auf Grundlage eines 500g schweren Ecobricks kann man so errechnen, dass rund 1,55kg CO2 durch einen Ecobrick gebunden wird.
Die Produktion einer Tonne Kunststoff verursacht rund 1,3 Tonnen. Würde man diese Tonne Plastik verbrennen, entstehen knapp 3 Tonnen CO2. Wenn wir dies nun auf einen halben Kilo runter rechen, kommen wir bei 1,55kg raus.
Wir möchten ein Deutschland wesentlich mehr Bildungseinrichtungen mit unserem Umweltbildungskonzept erreichen und mehr Kinder & Jugendliche für diese Inhalte sensibilisieren und ihnen Lösungswege an die Hand geben. In Indonesien wollen wir unser bisher etabliertes Abfallsystem perfektionieren und unsere Region enorm vergrößern.
Bei unserem letzten XXL Meeting haben wir beschlossen, dass wir vorerst in Indonesien bleiben werden, unser Konzept aber öffentlich zur Verfügung machen wollen, damit mehr Länder und Regionen weltweit dieses adaptieren können.
Überall, wo Müll in Massen in der Umwelt zu finden ist und es keine ausreichenden Abfallsysteme gibt, sollten wir uns die Frage stellen, was wir mit all dem Müll anstellen sollen. Mit jedem Tag und jeder Minute zerfällt er weiter zu mikrokleinen Partikeln, die sich über den gesamten Globus in allen Höhen und Tiefen verteilen. Umso schneller wir handeln, diesen Müll sammeln und vor Umwelteinflüssen schützen ODER ihn bestenfalls in den Wertstoffkreislauf zurückführen, umso mehr Folgeschäden können wir verhindern. Deswegen: Ja, ich kann mir vorstellen, dass es immer mehr Ecobrick Häuser geben wird. So lang, bis wir weltweit in der Lage sind, problemlos verschiedenste Plastikarten und Mischplasten zu recyceln.
Unterstütze unsere Projektarbeit finanziell, kaufe in unserem plastikfreien Wings Life Shop (wingslife.de) ein und spende somit mit jedem Kauf direkt für unser Projekt, während du immer mehr Alltagsprodukte in plastikfreier Version vorliegen hast.
Konsumiere bewusst. Wir sind die bestversorgteste Generation seit eh und je. Wir haben mehr Früchte und Fleischsorten zur Verfügung als die größten Könige und Herrscher aller Zeiten. Wir müssen nicht jeden Tag tierische Produkte konsumieren, wir können die Produktionskette direkt bei der Ernte vom z.B. Hafer stoppen, der für die von uns konsumierten Tiere angebaut wird. Wir müssen keine geschnittenen Ananasstücke in Plastik verpackt kaufen, wenn doch die Ananas ohnehin schon eine fantastische natürliche „Verpackung“ aufweist und wir mit Sicherheit ein Messer besitzen.
Ich könnte eine Vielzahl von Beispielen geben. Grundsätzlich gilt einfach: Bewusster Konsum ist das A und O für die Reduzierung des eigenen CO2 Fußabdruckes.
9€ = Mit nur 9€ im Monat können wir jeden Tag einen Ecobrick aufkaufen und somit täglich rund 500g aus der Natur entfernen und einen neuen Nutzen verleihen!
120€ = Davon können wir 85 Bäume pflanzen. Eine Tonne CO2 wird durch etwa 85 Bäume kompensiert. (Dies kann man als Durchschnittswert nehmen. Zur genauen Berechnung gehören die Baumart, das Alter des Baumes, die Holzdichte oder Zuwachsrate. Auch äußere Faktoren, wie das Klima, die Bodenqualität oder die Wasserversorgung spielen eine entscheidende Rolle.)
1.000€ = Davon können wir unsere Ranger Patrouille zwei Monate lang auf Tour schicken. Sie sorgen, durch das Entfernen von Fallen und das Mindern des Human-Animal Konflikts dank Aufklärungsarbeit und dem Aufzeigen von Alternativen für Landwirt*innen, für mehr Sicherheit im Tierreich.
AAAAH ich liebe COKO! „Bewusst konsumieren“ impliziert „konsumieren“. Umso besser also, dass ihr Kund*innen die Möglichkeit gibt, direkt beim Einkauf in verschiedenen Online Stores ihren durch den Konsum entstandenen CO2 Verbrauch zu kompensieren. So werden auch „faule Socken“ aktiv! 😉 Umso wichtiger ist der nächste Schritt, an kommerzielle Online Stores heranzutreten, um NOCH MEHR Menschen bzw. Käufer*innen zu erreichen.
Euer Team ist wahnsinnig sympathisch und ambitioniert. Weiter so! 🙂
Wir wünschen uns mehr Weitsichtigkeit im eigenen Handeln sowie in der Politik. Das (vorsichtig ausgedrückt) einzig Gute an den derzeitigen Umweltkatastrophen ist die Greifbarkeit der Probleme. „Vorher“ schien dem Großteil der Mehrheit das Thema „Klima/Umwelt“ zu abstrakt. Ich hoffe, dass wir uns nun in einer „Aufwachphase“ befinden (die möglichst zügig gehen soll^^) und wir mit unserem menschlichen Erfindungsreichtum ein lebenswerten Planeten für die nächsten Generationen erhalten können.